Übersetzt bedeutet Muay Thai freies Boxen (Thai = frei, Muay = Boxen). Im westlichen Sprachgebrauch werden anstatt der thailändischen Bezeichnung “Muay Thai” oft auch die Ausdrücke Thai-Boxing, Thaiboxen oder Thai-Boxen verwendet. Bis vor einigen Jahren war Muay Thai nur Insidern bekannt, doch durch Film und Fernsehen und die Aktivitäten der regionalen und nationalen Muay Thai-Verbände wächst die Popularität und der Bekanntheitsgrad dieses Sports zusehends.

Oft wird Muay Thai mit dem westlichen Kickboxen verwechselt, weil Muay Thai starken Einfluss auf das deutlich jüngere Kickboxen hatte. Doch während beim Kickboxen neben den eigentlichen Faustschlägen zusätzlich noch Tritte mit dem Fuß erlaubt sind, umfasst Muay Thai noch eine ganze Vielfalt von (sehr effektiven) Stößen und Schlägen mit Ellbogen und Knien. Einzigartig ist beim Muay Thai auch das so genannte Clinchen. Im Nahkampf, dem Clinch, ist das Festhalten des Gegners (auch beim Schlagen, Treten oder beim Einsatz von Knie- oder Ellenbogentechniken) ausdrücklich erlaubt. Weiter fehlen dem Kickboxen traditionelle Elemente des Muay Thai wie beispielsweise der Whai Kru, das traditionelle tanzähnliche Ritual vor dem eigentlichen Kampf, in dem der Kämpfer seinem Trainer und seiner Schule Respekt zollt. Kickboxen könnte man also als eine beschnittene Art des Muay Thai bezeichnen.

Bis vor einigen Jahren war Muay Thai nur wenigen Insidern bekannt. Erst Mitte der 70er-Jahre erreichte diese Kampfkunst Europa, nachdem andere asiatische Kampfsportarten (wie z.B. Karate, Judo, usw.) schon längst ihre Anhänger in diesen Ländern gefunden hatten. Der Grund dafür ist sicherlich einerseits im “Wettkampfsport Muay Thai” zu sehen, der auf den ersten Blick für unerfahrene Beobachter ungemein hart erscheinen mag, als auch den Streitigkeiten zwischen den verschiedenen thailändischen Muay Thai-Verbänden, die es verpasst haben, ein stabiles Fundament für diesen Sport durch ein gemeinschaftliches Regelwerk und durch koordiniertes Vorgehen zu legen.